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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 564

1916 - Trier : Lintz
564 wogt heran im weißen Schein, schwenkt ins Dorf und hält in breiter Linie vor den Häuserreihn. 20 Aus den Fenstern, aus den Türen ängstlich nun Gesichter stieren. Licht flammt auf in allen Zimmern. Kinder tief aus Betten wimmern. Und Kommandoworte klingen, 25 wohl gedämpft, doch scharf und hart, — Reiter von den Rossen springen, — Reiter sind nicht fein und zart, treten hier und dort hinein, ziehn die Rößlein in die Scheunen, hüllen sich in Mäntel ein, 30 schlafen hinter Heck und Zäunen, in den Betten, auf der Erde . . . Leise schnaufen noch die Pferde. Leise schließen sich die Pforten. Aber wachsam allerorten 35 an den Wegen, auf den Hügeln halten Posten mit gespannten Zügeln, ruhig spähn sie querfeldein. Weit das Land im Mondenschein. 5. Soldatenzüge rollen durch die Nacht. A. a. O., S. 4. 1. Von ferne hallt ein dunkler, starker Klang, — Was dröhnt und rollt die ganzen Nächte lang? Der Herbststurm schüttelt alte Eichenkronen, — Die in Palästen und in Hütten wohnen, Sie lauschen tieferregt und überwacht Weit offnen Auges in die gärende Nacht. 2. Der Mond hochherrlich fährt auf weißer Firn — O kommt hinaus und kühlt die heiße Stirn! Ganz Deutschland wacht in diesen Schicksalsnächten, Ganz Deutschland hebt sich jetzt aus dunklen Schächten Und fährt auf Firnen leuchtend in die Schlacht — Soldatenzüge rollen durch die Nacht! 3. Was habt ihr doch so klein vom Volk gedacht! Was ist da bloß so übergroß erwacht! Wo sind jetzt Grenzen, wo sind alle Schranken? Zum Werke werden plötzlich die Gedanken, Die, alt und neu, das Volk zum Volk gemacht! — Soldatenzüge rollen durch die Nacht! 4. Was sind Soldaten? Ach, das sind sie nicht, Die nur im Kleinen taten ihre Pflicht, Das sind sie nicht, die Stampfenden und Stumpfen, Hier ist ein Geist entflammt in allen Dumpfen! Dämonen ziehn und Geister in die Schlacht, Der Elemente urlebendige Macht! 5. Und wir, wir wissen nun, was Deutschland ist, Daß Deutschland Hirn und Herz der Völker ist! — Hört, wie die alten Lieder jauchzend schallen, Der Siegeswille lebt in allen, allen, — Sie ziehen wie zum Feste in die Schlacht, Soldatenzüge schüttern durch die Nacht! 6. Das klingt in allen diesen Nächten so, Das singt im Norden wie im Süden so, Das braust herüber in demselben starken

2. Teil 2 - S. 156

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
156 Neue Strömungen 3. An seine Frau. Blainville (zwischen Luneville und Nancy), den 1. Oktober 1870. Geliebte Frau. Meine Karten aus Weißen bürg und Sulz hast Du hoffen tlich erhalten. Ich verließ Sulz gestern mittag in einem großen Militärzug, 54 Wagen, auf denen sich Ge- 5 heilte und Genesene aller möglichen Regimenter befanden, Garde, Brandenburger, Schlesier, Sachsen, Hessen, auch ein Unteroffizier aus Rostock. Die Fahrt war schön, die Abendfahrt von Savern („Ergeben der Gebieterin"), an der jungfräulichen Pfalzburg vorbei bis Saarburg geradezu entzückend. Der Weg führt durch die Vogesenberge hindurch; acht Tunnel werden passiert, und am io Eingang und Ausgang jedes Tunnels lag eine Württembergische Feldwache, sitzend oder hockend um mächtige Feuer herum, die mit dem Holz der umherstehenden Tannen unterhalten wurden. Kostbare Salvator Rosas! Die Berge im engsten Zirkel alles umrahmend, auf den Bergen alte Burgruinen und über den Ruinen der tiefblaue Himmel mit seinen glitzernden Sternen. Diese Feldwachen haben den Zweck, die i5 Bahn an dieser wichtigen und gefährlichen Stelle zu schützen. Die Nacht über lag der Zug in Saarburg fest; wir biwakierten im Coupe, schliefen bis vier Uhr, wo uns die Reveille weckte, nahmen dann Kaffee und Absinth in einem Hotel siebenten Ranges und brachen um sechs Uhr aus. Der Weg ging über Lune- ville, wo wir eine halbe Stunde hielten; jetzt liegen wir bei Blainville und warten 2o den Postzug ab, der uns in einer Stunde nach Nancy führen soll. Neben uns liegt ein langer Zug bayrischer Artillerie, schweres Feldgeschütz (Zwölfpfünder), die von Würzburg kommen und direkt bis Paris gehen. Ich habe mit den Bayern hier Freundschaft geschlossen. Ich finde sie nett, gutmütig, einzelne sogar unterrichtet; neben mir auf einem krümelbedeckten, etwas eingefetteten Tisch schreiben zwei Ar- 25 tilleristen Briefe in die Heimat, auf Papier, das ich ihnen samt englischen Kuverts geschenkt habe. Das ließ sich Mr. Marington auch wohl nicht träumen, als er mir die Kuverts kaufte. Die ganze Reise, wenn es so fortgeht, ist im höchsten Maße lehrreich, interessant und geradezu erhebend. Alles hat einen großartigen Charakter. Es ist eine orga- gonisierte Völkerwanderung. Immer neue Massen überschwemmen das Land, dessen Bevölkerung staunt und kopfschüttelt, aber in ihrem Dünkel, vielleicht selbst in ihrer kindischen Hoffnung auf Sieg, ungebrochen ist. Es heißt jetzt, daß eine neu- sormierte große Armee von Straßburg gegen Lyon vorrücke. Vielleicht ist es ein Irrtum; bekanntlich weiß man auf dem Kriegsschauplätze selbst am wenigsten, was 35 geschieht. Grüße alle Freunde, küsse die Kinder! Wie immer Dein Th. F. 4. An seinen Sohn Theodor. Berlin, d. 2. November 1889. Mein lieber Theo. Morgen ist Hubertustag. Hubertus jagte; da stand plötzlich die Jungfrau Maria zwischen dem Geweih des Elf-Enders, und Hubertus kniete nieder und betete

3. Teil 1 = 2. u. 3. Schulj - S. 252

1911 - Breslau : Hirt
— 252 — c) Zwei Geschichten aus dem Deutsch-französischen Kriege. I. Die Liegnitzer Königsgrenadiere auf dem Geisberge. In der Schlacht bei Weißenburg am 4. August 1870 fiel den Liegnitzer Königs- grenadieren die schwere Aufgabe zu, das Schloß auf dem Geisberge zu erstürmen. Sie vertrieben die Franzosen aus dem Hopfengarten vor dem Schlosse. Wie sie aber gegen das Schloß selbst anstürmen wollten, war es, als ob die Hölle gegen sie losbreche. Ein Regen von Blei prasselte ihnen entgegen. Entschlossen springt Major von Kaisenberg vom Pferde und stellt sich an die Spitze der Sturmsäule. Der Feind richtet all sein Feuer auf den Hohlweg, in dem die Königsgrenadiere todesmutig vordringen. Stolz weht die Fahne ihnen voran. Doch ihr Träger fällt. Da ergreift sie der Major. Die Stange wird zerschmettert. Aber hoch hält er das Panier und zeigt nach vorn. Offiziere, Unteroffiziere, Grenadiere fallen; immer vorwärts! Jetzt reißt ein Geschoß den braven Major mit der Fahne nieder. Ein Leutnant erfaßt sie und ruft: „Vorwärts!" Aber nur einmal, dann durchbohrt eine Kugel sein Herz. Von neuem weht die Fahne in der Hand eines andern Offiziers. „Vorwärts, vorwärts!" ruft er; dann bricht auch er zusammen. In einer Einsenkung vor dem Schlosse sammeln sich die Reste des tapfern Bataillons. Links von ihm sind unterdes die andern Bataillone bis an die Mauern und vor die Tore des Schlosses vorgedrungen. Der tapfre Gegner ergibt sich nicht. Plötzlich schlagen deutsche Granaten ins Schloß ein. Eine Batterie beginnt Bresche zu legen. Da wehen weiße Tücher aus den Fenstern. Das Tor öffnet sich. 11 Offiziere und 200 Mann werden gefangen genommen. Der Sieg ist errungen. Als Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen auf dem Schlachtfelde erschien, beugte er sich zu dem tödlich getroffenen Major hinab und schloß ihn dankbar in seine Arme. Verwundete und Sterbende blickten freudig auf, wo der edle Königssohn ihnen nahte und seine liebreiche Hand ihnen entgegenstreckte. Fortan hieß der ritterliche Held in der dritten Armee nicht anders als „Unser Fritz". Karl Tanera. Ii. Run danket alle Gott. Rach dem herrlichen Siege bei Sedan trat ein Regiment aus Thüringen seinen Marsch nach Paris an und kam zur ersten Nachtruhe in ein Dorf. Alle Häuser füllten sich mit Soldaten, und doch fanden viele kein Unterkommen. So nahn: eine Kompagnie in der Kirche Quartier. Die Mannschaften lagerten im Schiffe, die Offi- ziere in der Sakristei. Die todmüden Krieger streckten sich zum Schlummer

4. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 251

1911 - Breslau : Hirt
251 Schlacht mehr aussetzen müssen als sonst. Er mit seinen 60 Mann soll mir zur Deckung dienen. Er verläßt mich nicht und gibt acht, daß ich dem Feinde nicht in die Hände falle. Bleibe ich, so bedeckt Er den Körper gleich mit dem Mantel und läßt einen Wagen holen. Er legt den Körper in den Wagen und sagt teinem ein Wort. Die Schlacht geht fort, und der Feind, der wird geschlagen!" Der Offizier salutierte mit dem Degen. Allgemach kamen den: Könige seine Schwadronen nach. Die Kürasse der Reiter glänzten im Morgenschimmer, mid vom hohen Rosse herunter erscholl es aus dem Munde der Seydlitz-Kürassiere: „'s ist heute wieder der Fünfte!" „Roßbach!" rief die Armee, vom ersten Manne bis zum letzten. So ging es vorwärts. Die ersten Kolonnen der Armee sangen mit Feldmusik: Gib, daß ich tu' mit Fleiß, was mir zu tun gebühret — Der König horchte, und sein Adjutant fragte: „Befehlen Eure Majestät, daß ich's ihnen verbiete?" — „Das laß Er bleiben," entgegnete ernst der König, „mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen!" 6. Friedrichs Späherauge erkannte, daß der linke Flügel des Feindes am schwächsten sei. Auf ihn richtete er seinen Stoß. Der rechte preußische Flügel allein sollte ihn ausführen, der linke dagegeit sollte beständig zurück- gehalten werden, damit der Feind das kleine Häitflein nicht überflügle. Der König ließ feine Armee daher hinter den Höhen mit „halb rechts" in weitem Bogen seitwärts ziehen, und Feldmarschall Daun meinte schon: „Die Leute paschen ab, man störe sie nicht!" Aber um Mittag stand der preußische rechte Flügel unerwartet in des Feindes linker Seite und griff hier ungestüm an. In schönster Ordnung, mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen gingen die Bataillone vorwärts, überstiegen die Ver- haue, griffen mit dem Bajonett an und rollten nach und nach den feind- lichen linken Flügel auf, so daß er sich in heftiger Flucht nach Leuthen warf. Siegesfreude strahlte auf des Königs Angesicht; im Siegesmarsche ging's auf die Österreicher in der Mitte los, die sich schnell dem Könige gegenüber aufgestellt hatten. Sie waren durch das stark besetzte Dorf Leuthen gedeckt. Aus seinen Häusern und von den Mauern her knatterte ein heftiges Eewehrfeuer den Preußen entgegen, und vom hohen Kirchhofe her donnerte schweres Geschütz. Es entspann sich ein hartnäckiger Kampf. Ein preußisches Gardebataillon machte einen Angriff auf das Dorf. Der Kommandeur stutzte, als er übersah, wie schwer man hier eindringen könnte. Da sprang der älteste Hauptmann, der nachmalige Feldmarschall Möllen- dorf, vor. „Folgt mir, Kinder!" und so ging er mit seinen Tapfern auf einen versperrten Torweg los. Man stieß und riß die Flügel auf: 10 Ge- wehre lagen im Anschlag, aber die Tapfern drangen durch. Das Dorf wurde genommen, doch jedes einzelne Gehöft erst nach blutigem Kampfe. 6. Aber auf der Erhebung des Bodens hinter dem Dorfe stand der Feind in dichten Massen und schmetterte mit Kanonen herein. Furchtbar

5. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 252

1911 - Breslau : Hirt
252 wüteten die preußischen Brummer in seinen Reihen, doch er wankte nicht; die Schlacht stand. Der König blickte sorgenvoll in das Schlachtgewühl. Er sandte von frischen Truppen, was er noch hatte; die gingen mit dem Bajonett drauf. Doch die Schlacht stand. Und der Tag sank; düstre Schatten lagerten sich schon über das Feld. In sorgenvoller Unruhe jagte der König vor die Front, zurück auf seine Höhe. Es war bereits 6 Uhr. Noch donnerten die feindlichen Batterien, und die heldenmütigste, todver- achtende Tapferkeit der preußischen Bataillone konnte leinen Fußbreit Landes gewinnen. Da saust über das Feld ein österreichischer Reitersturm. Er will den Unsern in die linke Flanke fallen, den Sieg an sich zu reißen. Doch sieh, von den Hügeln her, hinter denen sie gestanden, stürzen sich 50 preußische Schwadronen in ihre Seite. Da bricht der stolze Mut; zurück- geschleudert flieht die österreichische Reiterschar; die Preußen jagen nach, und als wären sie aus den Lüften herabgeschossen, fallen sie nun dem feind- lichen Fußvolk in die rechte Flanke. Dieses hat vor sich die heiße Schlacht, in seiner Seite das mähende Eisen, hinter sich die schützende Dunkelheit: es macht kehrt und schleudert von sich das glühende Gewehr. „Maria und Joseph! 's tut's halt nimmermehr! Rette sich, wer kann!" So erscholl es, und in wilder Unordnung eilte die ganze österreichische Armee hinter das Schweidnitzer Wasser und ließ 12 000 Gefangene zurück. Die Nacht hemmte die weitere Verfolgung des Feindes und hinderte seine völlige Vernichtung. Aber 51 Fahnen und Standarten, 116 Geschütze waren schon jetzt erbeutet. „Meine Soldaten", sagte der König, „haben Wunder der Tapferkeit getan." 7. Doch Friedrich war noch nicht ganz befriedigt. Er wollte sich die Brücke sichern, die auf der Breslauer Straße bei Lissa über das Schweid- nitzer Wasser führt. Daher nahm er Zieten und einen Trupp Kürassiere und 3 Bataillone, auch einige Kanonen, und suchte die Straße nach Lissa auf. Man bemerkte auf dem Wege ein Licht in den: Kretscham von Saara und pochte den Wirt heraus, daß er dem Zuge leuchte. Die Steigbügel des Königs fassend, erzählte er treuherzig, wie die österreichischen Offiziere, als sie ant Morgen sich bei ihm wärmten, den König und seine Potsdamer Wachtparade verspottet hatten. „Aber abends", fuhr er fort, „kamen sie nach Lissa hin vorbeigesprengt, und keiner sah sich um. Ich merkte Unrat, und bald kamen auch die andern, so breit die Straße war; nichts war in Ordnung, Reiter und Musketiere liefen alle durcheinander: unser König muß sie jämmerlich gehuscht hau!" Wie alles still zuhorcht, fallen plötzlich Schüsse. Schnell wird das Licht ausgelöscht, die Reiter sprengen nach links und rechts, einige Kanonenschüsse säubern die Straße von fliehenden Feinden, und der Marsch wird fortgesetzt. In Lissa waren die Straßen leer, aber in den Häusern herrschte geschäftiges Leben. Plötzlich wurde ein starkes Feiler eröffnet, uild es entspann sich ein Gefecht um die Weistritz-

6. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 350

1911 - Breslau : Hirt
350 Garten will er auch begraben sein. „Wenn ich im Grabe bin, werde ich sorgenfrei sein", sagt er immer. Außer Sanssouci hat er einen neuen, schönen Palast bei Potsdam erbaut, wo er im Winter wohnt. 6. Von fünf bis sechs Uhr schreibt der König an seinen Werten oder läßt sich von den gelehrten Leuten vorlesen. Dann hält er zumeist mit den Kammermusikern Konzert, wobei er natürlich die Flöte bläst. Um sieben Uhr ist Abendtafel, die bis zehn Uhr dauert. Da kommen dann die ge- lehrten Herren, und der König unterhält sich mit ihnen so geistreich, daß unsereinem, der so dumm ist, ganz schwindelt. Nur eins gefällt mir nicht. Es sind lauter Ausländer, Franzosen und Engländer, die da kommen. Immer und immer reden sie Französisch. Man sagt, der König verachte die deutschen Gelehrten. Er schreibt auch immer Französisch; die deutsche Sprache sei so plump, meint er. Nach dem Abendessen liest der König noch lange. Dann schellt er mir, und ich helfe ihm dann, wenn er zu Bett geht. So, nun wißt Ihr, wie unser großer König lebt, und daß er in der Arbeit uns ein rechtes Vorbild sein kann. — Lebt wohl und denkt recht oft an Euern gehorsanren Sohn August. Dr. Christian Spielmann. (Schülerheste für den vaterländischen Geschichtsunterricht.) 182. Der schwarze Husar. Sr schwingt den Säbel in der Zaust; er reitet, wie der Sturmwind saust. 2. Und ob er gegen den Teufel ficht, ein schwarzer Husar, der fürcht't sich nicht. 3. Ritt einer so von ungefähr, zu spähen, wo der Feind denn wärh 4. französische Reiter brachen hervor, die führten ihn zum Herrn Major. 5. „Mein schwarzer, gefangner Husar," sprach der, „wo liegt dein Herzog mit seinem Heer?" 6. „Der liegt nicht im Tal und nicht im Tann. wo der liegt, greift ihn keiner an." 7. „Mein schwarzer Husar, so sag' mir frei, wie stark die Armee frehtes Königs sei!"

7. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 354

1911 - Breslau : Hirt
354 Doch einst ein wilder Knabenschwarm den Kopf ihm machte gar zu warm; da hat er böse dreingesehn: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehn!“ 15 Da sprach ein dicker Bube: „Ach, heut’ ist ja Mittwoch nachmittag!“ Der ganze Chor fiel jubelnd ein: „Der Alte Fritz will König sein und weiß nicht mal zu dieser Frist, 20 daß Mittwochs keine Schule ist!" Karl Fröhlich. (Gekürzt.) 186. Nur ein Schafhirt. 1. (£s war am 12. Oktober 1806. Eine preußische Armee unter dem Fürsten Hohenlohe, etwa 40 000 Mann stark, befand sich rechts von der Straße, die von Jena nach Weimar führt. Ihre Vorposten standen auf dem Landgrafenberge, einer steilen Anhöhe, die zwischen jenen Truppen und der Stadt Jena lag. Uber ihn führte der einzige Weg, um sie von vorn anzugreifen. Schon wurden die Vorbereitungen zu der großen Schlacht getroffen, die in zwei Tagen geschlagen werden sollte. Alle Dörfer ringsum waren bereits von den Feinden geplündert, und viele ihrer Einwohner hatten sich mit einem Teile ihrer Habe und ihres Viehes auf die bewaldeten Höhen jenseit der Saale geflüchtet. An einem Bergabhange des linken Saalettfers stand am Nachmittage dieses Tages ein Mann, der den Kopf auf einen langen Stab gestützt hatte und so in das Tal hinabschaute, in dem ein buntes, wirres Leben herrschte und Soldaten, Pferde und Wagen durcheinander drängten. Die Kleidung des Mannes sowie seine ganze Erscheinung zeigten auf den ersten Blick, daß er ein Schafhirt war. Nur zuweilen warf er einen Blick auf seine vier oder fünf Schafe, und dann zuckte um seinen Mund ein trauriges Lächeln. Noch vor kurzer Zeit hatte er hier für seinen Herrn eine zahlreiche Herde geweidet. Diese wenigen Tiere waren alles, was ihm davon übriggeblieben war. In dem Dorfe unten im Tale besaß der Schäfer ein Haus. Die Franzosen hatten sich darhr einquartiert und ihn daraus vertrieben. Alle Vorräte, die er für seine Familie und seine Tiere zum Winter gesammelt hatte, waren ihm genommen worden. Seine Hände ballten sich unwillkürlich in stillem Zorne, und er stieß den Hirtenstab unwillig auf die Erde, wenn er des Übermutes und der Grausamkeit der Franzosen gedachte.

8. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 361

1911 - Breslau : Hirt
361 Hose, auf dem braunen, magern Pferde. Er hatte keine Waffe in der Hand. Gemütlich hielt er mit der Rechten die kleine, tönerne Tabakspfeife, gewaltig dampfend — für mich das Entsetzlichste; denn Tabak auf der Stratze zu rauchen, hatte ich immer für etwas Unmögliches gehalten. Ein langer Säbel hing an der linken Seite bis beinahe auf das Pflaster, während auf der rechten ein Karabiner steckte. Das jugendlich magere, sonnenverbrannte Gesicht, mit einem feinen, schwarzen Schnurrbart verziert, richtete er nach uns, die wir als die einzigen sichtbar waren, nickte lächelnd empor und fragte: „Wo ist der Preutz?" Die Mutter antwortete ihm in gutem Fran- zösisch, datz schon lange kein preußischer Soldat mehr in Berlin sei. Er lachte überlaut und fragte wieder, diesmal auf französisch: „Ma- dame, wo ist das Rathaus?" Das war freilich von der Friedrich- und Krausenstratzenecke sehr weit entfernt, und der Mutter ward bange, er werde sie auffordern, ihm einen Wegweiser zu schaffen. Die Magd war, Gott weiß wo. Jeder, den man gerufen hätte, würde sich höflichst für diesen Dienst bedankt haben. Indes der Mann war so freundlich, datz ihm in weitläufigen Worten Bescheid erteilt werden konnte. Während der Unterhaltung hörten wir Trompeten in der Leip- ziger Stratze schmettern. Ach, es war der erste Siegesruf des Feindes, den ich hörte, den ich Hatzte. Bittere Tränen stürzten mir über die Wangen. Der Chasseur aber fluchte: „Donnerwetter, sie sind schon da!" gab dem Pferde die Sporen und jagte pfeilschnell fort. Tief- atmend blickten wir ihm nach, wie er sich in den Straßen verlor. Zugleich aber zog in der Leipziger Stratze ein prächtiges Regiment roter Husaren vorbei, den schmetternden Trompeten nach; später folgte ihm ein Trupp Offiziere in glänzendem Schmuck. Der Ein- zug der ersten Franzosen war erfolgt. 3. Eines Tages wirbelten die Trommeln frühmorgens den Generalmarsch. Das Korps des Marschalls Davoust zog vor das Hallesche Tor, um von dem Kaiser gemustert zu werden. Die langen Reihen standen aufmarschiert und harrten ihres Kaisers, der gegen Mittag erschien. Er kam im Schritt durch das Hallesche Tor geritten auf einem etwas magern Schimmel, der aber, wie wir später sahen, vortrefflich laufen konnte. Er war in seinem bekannten grünen Anzuge, der eben nicht wie angegossen patzte. Dies war auch nicht das Merkwürdigste, wohl aber das ausdrucksvolle und doch so kalte Gesicht. Sein Teint war gelblich, beinahe ledern. Aber wenn er

9. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 369

1911 - Breslau : Hirt
369 192. Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig. 1. Trüb und traurig sah es aus bei der Windmühle auf dem Tonberge. Man hatte dem Kaiser einen hölzernen Schemel gebracht, auf dem er, rittlings sitzend, die Arme über der Lehne gefaltet, den Kopf überhängend, bald in tiefen Schlaf versank: so groß war seine Erschöpfung. Die Generale standen stumm und düster um das Feuer. Die zurückkehrenden Truppen wogten und lärmten in einiger Entfernung vorüber. Nach einer Viertelstunde erwachte Napoleon uttb warf einen großen, verwunderten Blick im Kreise umher, als wollte er fragen: „Also auch ihr meint, daß sich mein Stern dem Untergange zuneige?" Doch faßte er sich schnell und erteilte mit gewohnter Kälte weitere Befehle. 2. Nachdem er sich morgens von dem Könige von Sachsen verab- schiedet hatte, stieg er vor dessen Hause wieder zu Pferde und ritt an das sächsische Gardebataillon heran, das in Parade aufgestellt war. Mit angenounnener Gleichgültigkeit richtete er einige unbedeutende Fragen an den Kommandeur: „Verlor Ihr Bataillon viele Leute? Durch Geschütz- oder Gewehrfeuer?" und noch andre solche Fragen, auf die in vornehmer Zerstreutheit die Antworten nicht abgewartet wurden. Dann ritt er näher heran, erhob feierlich den rechten Arm, als ob er zu einem Schwur auffordern wollte, und rief mit lauter Stimme: „Bewacht euernkönig gut!" Das bei solchem Anlasse sonst nie fehlende: „Es lebe der Kaiser!" wurde diesmal nicht vernommen. 3. Am unteren Ende des Marktes war ein badisches Bataillon auf- gestellt. Die Leute blieben mit Gewehr bei Fuß stehen, als der Kaiser vorüberritt, ohne sie eines Grußes zu würdigen. Sein grauer Überrock war beschmutzt, die Stiefel waren mit Kot bespritzt, am kleinen, dreieckigen Hute hingen die Krempen herab; das Gesicht war ungewaschen, über- nächtig. Es war nicht der scharfe, durchdringende Adlerblick, der sonst aus seinen Augen schoß und wie ein Blitzstrahl traf. Doch auch von finsterm Ernst, von Zorn und Unruhe keine Spur. Eine unbegreifliche Nutze lag auf seinem Antlitz. Verhöhnend riefen die Soldaten ihm nach: „Schau, schau, itzt muescht du auch auschkratze! Glück auf de Rais!" Napoleon verlangte von einem Offizier, er solle ihm sagen, was diese Truppen ihm zuriefen. Der höfische Dolmetscher entgegnete: „Ehrenbezeugungen und Glückwünsche für Eure Majestät!" Der Kaiser schüttelte zweifelnd den Kopf und unterließ es, sich dafür zu bedanken. Zwei Leipziger Bürger standen mitsammen an einem Fenster und sahen den geschlagenen Zwing- herrn dahinreiten. „O Gott," rief der eine und fiel dem andern um den Hals, „wäre dies doch das letztemal, daß wir ihn sehen!" A. Cl. Scheiblhuber. (Deutsche Geschichte.) Heider und Nohl, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen, tl. Teil. 24

10. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 377

1911 - Breslau : Hirt
377 2. Und nun geht es den mehr als 600 km langen Weg von Ems nach Berlin, den der Schnellzug in kaum einem Tage zurücklegt. Schweigsam lehnt der König in dem Armstuhl seines Salonwagens, selten schweift sein Blick hinaus auf die reichgesegneten Fluren seines Landes. Gar manche Sorge lagert noch auf feinern Haupte. — Wie werden die Hessen, wie wird Hannover die neue Wendung der Dinge aufnehmen? Wird Süddeutschland fest und unerschütterlich zu uns stehen? Da fährt der Zug in einen großen Bahnhof, es ist Kassel. Der Bahn- steig ist von Menschen überfüllt; nicht nur die obersten Spitzen der bürger- lichen und militärischen Behörden — Tausende von Bürgern aller Stände, aller Parteien geleiten den Oberbürgermeister, um die von ihm über- reichte Ergebenheitsadresse mit herzlicher Zustimmung zu begleiten. Und niemand weicht von dem Bahnsteige, bis der König mit seinem Gefolge im Wartesaal sein Mittagsmahl beendet hat. Als er heraustritt und wieder in den Wagen steigt, erneuern sich die jubelnden Hochrufe, das Hüte- und Tücherschweuken. Mit solcher Begeisterung und Liebe empfangen ihn die Hessen. Tiefgerührt und bewegt winkt der Monarch wieder und wieder vom Fenster seines Wagens dem Publikum seinen Dank zu, und dann geht es rasch vorwärts. Es ist eine denkwürdige Reise. Die Liebe und Begeisterung des Volkes, das auf allen Stationen, ja oft weite Strecken längs der Bahn in großen Scharen versammelt ist und dem Könige zuruft: „Auf nach Frank- reich! Auf nach Paris! Hoch König Wilhelm!" scheinen ihn mehr zu tragen als die Flügel des Dampfes, die den Zug dahintreiben. 3. Der Empfang der Hannoveraner in Göttingen, der Braunschweiger in Börssum tut ihm ganz besonders wohl; er weiß jetzt, daß nur ein Sinn in Norddeutschland herrscht, und er zweifelt nicht mehr, daß ihn aucf) der Süden teilen werde. Und ist noch ein Rest von Sorge in seinem Herzen, jetzt weicht er, als es nach Brandenburg hineingeht. Sein ernstes Gesicht heitert sich auf, als er seinen Sohn, den Kronprinzen, erblickt, und als gleich dahinter Bismarck, Moltke und Noon erscheinen; in ihrer Begleitung legt er den letzten Teil seiner Reise zurück. 4. Die Ankunft in der Hauptstadt. 1. Der blumen- und girlandenbekränzte Potsdamer Bahnhof emp- fängt den Zug in Berlin. Der Bahnsteig ist überfüllt — ein donnerndes Hurra, untermischt mit dem Rufe: „Nieder mit Frankreich!" ertönt. Der König steigt aus seinem Salonwagen, reicht dem greisen Wrangel seine Hand und schreitet dann langsam, die Hände links und rechts reichend, nach allen Seiten freundlich grüßend und von den Damen Blumensträuße entgegennehmend, ins Wartezimmer.
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