564
wogt heran im weißen Schein,
schwenkt ins Dorf und hält in breiter
Linie vor den Häuserreihn.
20 Aus den Fenstern, aus den Türen
ängstlich nun Gesichter stieren.
Licht flammt auf in allen Zimmern.
Kinder tief aus Betten wimmern.
Und Kommandoworte klingen,
25 wohl gedämpft, doch scharf und hart, —
Reiter von den Rossen springen, —
Reiter sind nicht fein und zart,
treten hier und dort hinein,
ziehn die Rößlein in die Scheunen,
hüllen sich in Mäntel ein, 30
schlafen hinter Heck und Zäunen,
in den Betten, auf der Erde . . .
Leise schnaufen noch die Pferde.
Leise schließen sich die Pforten.
Aber wachsam allerorten 35
an den Wegen, auf den Hügeln
halten Posten mit gespannten Zügeln,
ruhig spähn sie querfeldein.
Weit das Land im Mondenschein.
5. Soldatenzüge rollen durch die Nacht.
A. a. O., S. 4.
1. Von ferne hallt ein dunkler, starker Klang, —
Was dröhnt und rollt die ganzen Nächte lang?
Der Herbststurm schüttelt alte Eichenkronen, —
Die in Palästen und in Hütten wohnen,
Sie lauschen tieferregt und überwacht
Weit offnen Auges in die gärende Nacht.
2. Der Mond hochherrlich fährt auf weißer Firn —
O kommt hinaus und kühlt die heiße Stirn!
Ganz Deutschland wacht in diesen Schicksalsnächten,
Ganz Deutschland hebt sich jetzt aus dunklen Schächten
Und fährt auf Firnen leuchtend in die Schlacht —
Soldatenzüge rollen durch die Nacht!
3. Was habt ihr doch so klein vom Volk gedacht!
Was ist da bloß so übergroß erwacht!
Wo sind jetzt Grenzen, wo sind alle Schranken?
Zum Werke werden plötzlich die Gedanken,
Die, alt und neu, das Volk zum Volk gemacht! —
Soldatenzüge rollen durch die Nacht!
4. Was sind Soldaten? Ach, das sind sie nicht,
Die nur im Kleinen taten ihre Pflicht,
Das sind sie nicht, die Stampfenden und Stumpfen,
Hier ist ein Geist entflammt in allen Dumpfen!
Dämonen ziehn und Geister in die Schlacht,
Der Elemente urlebendige Macht!
5. Und wir, wir wissen nun, was Deutschland ist,
Daß Deutschland Hirn und Herz der Völker ist! —
Hört, wie die alten Lieder jauchzend schallen,
Der Siegeswille lebt in allen, allen, —
Sie ziehen wie zum Feste in die Schlacht,
Soldatenzüge schüttern durch die Nacht!
6. Das klingt in allen diesen Nächten so,
Das singt im Norden wie im Süden so,
Das braust herüber in demselben starken
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Mäntel Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
156
Neue Strömungen
3. An seine Frau.
Blainville (zwischen Luneville und Nancy), den 1. Oktober 1870.
Geliebte Frau.
Meine Karten aus Weißen bürg und Sulz hast Du hoffen tlich erhalten. Ich verließ
Sulz gestern mittag in einem großen Militärzug, 54 Wagen, auf denen sich Ge-
5 heilte und Genesene aller möglichen Regimenter befanden, Garde, Brandenburger,
Schlesier, Sachsen, Hessen, auch ein Unteroffizier aus Rostock.
Die Fahrt war schön, die Abendfahrt von Savern („Ergeben der Gebieterin"),
an der jungfräulichen Pfalzburg vorbei bis Saarburg geradezu entzückend. Der Weg
führt durch die Vogesenberge hindurch; acht Tunnel werden passiert, und am
io Eingang und Ausgang jedes Tunnels lag eine Württembergische Feldwache, sitzend
oder hockend um mächtige Feuer herum, die mit dem Holz der umherstehenden Tannen
unterhalten wurden. Kostbare Salvator Rosas! Die Berge im engsten Zirkel alles
umrahmend, auf den Bergen alte Burgruinen und über den Ruinen der tiefblaue
Himmel mit seinen glitzernden Sternen. Diese Feldwachen haben den Zweck, die
i5 Bahn an dieser wichtigen und gefährlichen Stelle zu schützen.
Die Nacht über lag der Zug in Saarburg fest; wir biwakierten im Coupe, schliefen
bis vier Uhr, wo uns die Reveille weckte, nahmen dann Kaffee und Absinth in einem
Hotel siebenten Ranges und brachen um sechs Uhr aus. Der Weg ging über Lune-
ville, wo wir eine halbe Stunde hielten; jetzt liegen wir bei Blainville und warten
2o den Postzug ab, der uns in einer Stunde nach Nancy führen soll. Neben uns liegt
ein langer Zug bayrischer Artillerie, schweres Feldgeschütz (Zwölfpfünder), die von
Würzburg kommen und direkt bis Paris gehen. Ich habe mit den Bayern hier
Freundschaft geschlossen. Ich finde sie nett, gutmütig, einzelne sogar unterrichtet;
neben mir auf einem krümelbedeckten, etwas eingefetteten Tisch schreiben zwei Ar-
25 tilleristen Briefe in die Heimat, auf Papier, das ich ihnen samt englischen Kuverts
geschenkt habe. Das ließ sich Mr. Marington auch wohl nicht träumen, als er mir
die Kuverts kaufte.
Die ganze Reise, wenn es so fortgeht, ist im höchsten Maße lehrreich, interessant
und geradezu erhebend. Alles hat einen großartigen Charakter. Es ist eine orga-
gonisierte Völkerwanderung. Immer neue Massen überschwemmen das Land,
dessen Bevölkerung staunt und kopfschüttelt, aber in ihrem Dünkel, vielleicht selbst
in ihrer kindischen Hoffnung auf Sieg, ungebrochen ist. Es heißt jetzt, daß eine neu-
sormierte große Armee von Straßburg gegen Lyon vorrücke. Vielleicht ist es ein
Irrtum; bekanntlich weiß man auf dem Kriegsschauplätze selbst am wenigsten, was
35 geschieht.
Grüße alle Freunde, küsse die Kinder! Wie immer Dein
Th. F.
4. An seinen Sohn Theodor.
Berlin, d. 2. November 1889.
Mein lieber Theo.
Morgen ist Hubertustag. Hubertus jagte; da stand plötzlich die Jungfrau
Maria zwischen dem Geweih des Elf-Enders, und Hubertus kniete nieder und betete
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Nancy) Marington Theodor Theo Hubertus Maria Maria Hubertus
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen Rostock Saarburg Saarburg Nancy Würzburg Paris Lyon Berlin
— 252 —
c) Zwei Geschichten aus dem Deutsch-französischen Kriege.
I.
Die Liegnitzer Königsgrenadiere auf dem Geisberge. In
der Schlacht bei Weißenburg am 4. August 1870 fiel den Liegnitzer Königs-
grenadieren die schwere Aufgabe zu, das Schloß auf dem Geisberge zu
erstürmen. Sie vertrieben die Franzosen aus dem Hopfengarten vor
dem Schlosse. Wie sie aber gegen das Schloß selbst anstürmen wollten,
war es, als ob die Hölle gegen sie losbreche. Ein Regen von Blei prasselte
ihnen entgegen.
Entschlossen springt Major von Kaisenberg vom Pferde und stellt
sich an die Spitze der Sturmsäule. Der Feind richtet all sein Feuer auf den
Hohlweg, in dem die Königsgrenadiere todesmutig vordringen. Stolz
weht die Fahne ihnen voran. Doch ihr Träger fällt. Da ergreift sie der
Major. Die Stange wird zerschmettert. Aber hoch hält er das Panier
und zeigt nach vorn. Offiziere, Unteroffiziere, Grenadiere fallen; immer
vorwärts! Jetzt reißt ein Geschoß den braven Major mit der Fahne nieder.
Ein Leutnant erfaßt sie und ruft: „Vorwärts!" Aber nur einmal, dann
durchbohrt eine Kugel sein Herz. Von neuem weht die Fahne in der
Hand eines andern Offiziers. „Vorwärts, vorwärts!" ruft er; dann
bricht auch er zusammen. In einer Einsenkung vor dem Schlosse sammeln
sich die Reste des tapfern Bataillons.
Links von ihm sind unterdes die andern Bataillone bis an die Mauern
und vor die Tore des Schlosses vorgedrungen. Der tapfre Gegner ergibt
sich nicht. Plötzlich schlagen deutsche Granaten ins Schloß ein. Eine
Batterie beginnt Bresche zu legen. Da wehen weiße Tücher aus den
Fenstern. Das Tor öffnet sich. 11 Offiziere und 200 Mann werden
gefangen genommen. Der Sieg ist errungen.
Als Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen auf dem Schlachtfelde
erschien, beugte er sich zu dem tödlich getroffenen Major hinab und schloß
ihn dankbar in seine Arme. Verwundete und Sterbende blickten freudig
auf, wo der edle Königssohn ihnen nahte und seine liebreiche Hand ihnen
entgegenstreckte. Fortan hieß der ritterliche Held in der dritten Armee
nicht anders als „Unser Fritz". Karl Tanera.
Ii.
Run danket alle Gott. Rach dem herrlichen Siege bei Sedan
trat ein Regiment aus Thüringen seinen Marsch nach Paris an und kam
zur ersten Nachtruhe in ein Dorf. Alle Häuser füllten sich mit Soldaten,
und doch fanden viele kein Unterkommen. So nahn: eine Kompagnie
in der Kirche Quartier. Die Mannschaften lagerten im Schiffe, die Offi-
ziere in der Sakristei. Die todmüden Krieger streckten sich zum Schlummer
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm_von_Preußen Friedrich Wilhelm Karl_Tanera Karl
Extrahierte Ortsnamen: Weißenburg Kaisenberg Sedan Paris
251
Schlacht mehr aussetzen müssen als sonst. Er mit seinen 60 Mann soll
mir zur Deckung dienen. Er verläßt mich nicht und gibt acht, daß ich
dem Feinde nicht in die Hände falle. Bleibe ich, so bedeckt Er den Körper
gleich mit dem Mantel und läßt einen Wagen holen. Er legt den Körper
in den Wagen und sagt teinem ein Wort. Die Schlacht geht fort, und
der Feind, der wird geschlagen!" Der Offizier salutierte mit dem Degen.
Allgemach kamen den: Könige seine Schwadronen nach. Die Kürasse der
Reiter glänzten im Morgenschimmer, mid vom hohen Rosse herunter erscholl
es aus dem Munde der Seydlitz-Kürassiere: „'s ist heute wieder der Fünfte!"
„Roßbach!" rief die Armee, vom ersten Manne bis zum letzten. So ging
es vorwärts. Die ersten Kolonnen der Armee sangen mit Feldmusik:
Gib, daß ich tu' mit Fleiß, was mir zu tun gebühret —
Der König horchte, und sein Adjutant fragte: „Befehlen Eure Majestät, daß
ich's ihnen verbiete?" — „Das laß Er bleiben," entgegnete ernst der König,
„mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen!"
6. Friedrichs Späherauge erkannte, daß der linke Flügel des Feindes
am schwächsten sei. Auf ihn richtete er seinen Stoß. Der rechte preußische
Flügel allein sollte ihn ausführen, der linke dagegeit sollte beständig zurück-
gehalten werden, damit der Feind das kleine Häitflein nicht überflügle.
Der König ließ feine Armee daher hinter den Höhen mit „halb rechts"
in weitem Bogen seitwärts ziehen, und Feldmarschall Daun meinte schon:
„Die Leute paschen ab, man störe sie nicht!" Aber um Mittag stand der
preußische rechte Flügel unerwartet in des Feindes linker Seite und griff
hier ungestüm an. In schönster Ordnung, mit klingendem Spiel und
fliegenden Fahnen gingen die Bataillone vorwärts, überstiegen die Ver-
haue, griffen mit dem Bajonett an und rollten nach und nach den feind-
lichen linken Flügel auf, so daß er sich in heftiger Flucht nach Leuthen
warf. Siegesfreude strahlte auf des Königs Angesicht; im Siegesmarsche
ging's auf die Österreicher in der Mitte los, die sich schnell dem Könige
gegenüber aufgestellt hatten. Sie waren durch das stark besetzte Dorf
Leuthen gedeckt. Aus seinen Häusern und von den Mauern her knatterte
ein heftiges Eewehrfeuer den Preußen entgegen, und vom hohen Kirchhofe
her donnerte schweres Geschütz. Es entspann sich ein hartnäckiger Kampf.
Ein preußisches Gardebataillon machte einen Angriff auf das Dorf. Der
Kommandeur stutzte, als er übersah, wie schwer man hier eindringen könnte.
Da sprang der älteste Hauptmann, der nachmalige Feldmarschall Möllen-
dorf, vor. „Folgt mir, Kinder!" und so ging er mit seinen Tapfern auf
einen versperrten Torweg los. Man stieß und riß die Flügel auf: 10 Ge-
wehre lagen im Anschlag, aber die Tapfern drangen durch. Das Dorf
wurde genommen, doch jedes einzelne Gehöft erst nach blutigem Kampfe.
6. Aber auf der Erhebung des Bodens hinter dem Dorfe stand der
Feind in dichten Massen und schmetterte mit Kanonen herein. Furchtbar
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
252
wüteten die preußischen Brummer in seinen Reihen, doch er wankte nicht;
die Schlacht stand. Der König blickte sorgenvoll in das Schlachtgewühl.
Er sandte von frischen Truppen, was er noch hatte; die gingen mit dem
Bajonett drauf. Doch die Schlacht stand. Und der Tag sank; düstre
Schatten lagerten sich schon über das Feld. In sorgenvoller Unruhe jagte
der König vor die Front, zurück auf seine Höhe. Es war bereits 6 Uhr.
Noch donnerten die feindlichen Batterien, und die heldenmütigste, todver-
achtende Tapferkeit der preußischen Bataillone konnte leinen Fußbreit
Landes gewinnen. Da saust über das Feld ein österreichischer Reitersturm.
Er will den Unsern in die linke Flanke fallen, den Sieg an sich zu reißen.
Doch sieh, von den Hügeln her, hinter denen sie gestanden, stürzen sich
50 preußische Schwadronen in ihre Seite. Da bricht der stolze Mut; zurück-
geschleudert flieht die österreichische Reiterschar; die Preußen jagen nach,
und als wären sie aus den Lüften herabgeschossen, fallen sie nun dem feind-
lichen Fußvolk in die rechte Flanke. Dieses hat vor sich die heiße Schlacht,
in seiner Seite das mähende Eisen, hinter sich die schützende Dunkelheit:
es macht kehrt und schleudert von sich das glühende Gewehr. „Maria und
Joseph! 's tut's halt nimmermehr! Rette sich, wer kann!" So erscholl
es, und in wilder Unordnung eilte die ganze österreichische Armee hinter
das Schweidnitzer Wasser und ließ 12 000 Gefangene zurück. Die Nacht
hemmte die weitere Verfolgung des Feindes und hinderte seine völlige
Vernichtung. Aber 51 Fahnen und Standarten, 116 Geschütze waren
schon jetzt erbeutet. „Meine Soldaten", sagte der König, „haben Wunder
der Tapferkeit getan."
7. Doch Friedrich war noch nicht ganz befriedigt. Er wollte sich
die Brücke sichern, die auf der Breslauer Straße bei Lissa über das Schweid-
nitzer Wasser führt. Daher nahm er Zieten und einen Trupp Kürassiere
und 3 Bataillone, auch einige Kanonen, und suchte die Straße nach Lissa
auf. Man bemerkte auf dem Wege ein Licht in den: Kretscham von Saara
und pochte den Wirt heraus, daß er dem Zuge leuchte. Die Steigbügel
des Königs fassend, erzählte er treuherzig, wie die österreichischen Offiziere,
als sie ant Morgen sich bei ihm wärmten, den König und seine Potsdamer
Wachtparade verspottet hatten. „Aber abends", fuhr er fort, „kamen sie
nach Lissa hin vorbeigesprengt, und keiner sah sich um. Ich merkte Unrat,
und bald kamen auch die andern, so breit die Straße war; nichts war in
Ordnung, Reiter und Musketiere liefen alle durcheinander: unser König
muß sie jämmerlich gehuscht hau!" Wie alles still zuhorcht, fallen plötzlich
Schüsse. Schnell wird das Licht ausgelöscht, die Reiter sprengen nach
links und rechts, einige Kanonenschüsse säubern die Straße von fliehenden
Feinden, und der Marsch wird fortgesetzt. In Lissa waren die Straßen
leer, aber in den Häusern herrschte geschäftiges Leben. Plötzlich wurde
ein starkes Feiler eröffnet, uild es entspann sich ein Gefecht um die Weistritz-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Lissa Lissa
350
Garten will er auch begraben sein. „Wenn ich im Grabe bin, werde ich
sorgenfrei sein", sagt er immer. Außer Sanssouci hat er einen neuen,
schönen Palast bei Potsdam erbaut, wo er im Winter wohnt.
6. Von fünf bis sechs Uhr schreibt der König an seinen Werten oder
läßt sich von den gelehrten Leuten vorlesen. Dann hält er zumeist mit den
Kammermusikern Konzert, wobei er natürlich die Flöte bläst. Um sieben
Uhr ist Abendtafel, die bis zehn Uhr dauert. Da kommen dann die ge-
lehrten Herren, und der König unterhält sich mit ihnen so geistreich, daß
unsereinem, der so dumm ist, ganz schwindelt. Nur eins gefällt mir nicht.
Es sind lauter Ausländer, Franzosen und Engländer, die da kommen.
Immer und immer reden sie Französisch. Man sagt, der König verachte
die deutschen Gelehrten. Er schreibt auch immer Französisch; die deutsche
Sprache sei so plump, meint er.
Nach dem Abendessen liest der König noch lange. Dann schellt er mir,
und ich helfe ihm dann, wenn er zu Bett geht.
So, nun wißt Ihr, wie unser großer König lebt, und daß er in der
Arbeit uns ein rechtes Vorbild sein kann. — Lebt wohl und denkt recht oft
an Euern gehorsanren Sohn August.
Dr. Christian Spielmann. (Schülerheste für den vaterländischen Geschichtsunterricht.)
182. Der schwarze Husar.
Sr schwingt den Säbel in der Zaust;
er reitet, wie der Sturmwind saust.
2. Und ob er gegen den Teufel ficht,
ein schwarzer Husar, der fürcht't sich nicht.
3. Ritt einer so von ungefähr,
zu spähen, wo der Feind denn wärh
4. französische Reiter brachen hervor,
die führten ihn zum Herrn Major.
5. „Mein schwarzer, gefangner Husar," sprach der,
„wo liegt dein Herzog mit seinem Heer?"
6. „Der liegt nicht im Tal und nicht im Tann.
wo der liegt, greift ihn keiner an."
7. „Mein schwarzer Husar, so sag' mir frei,
wie stark die Armee frehtes Königs sei!"
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: August Christian_Spielmann
354
Doch einst ein wilder Knabenschwarm
den Kopf ihm machte gar zu warm;
da hat er böse dreingesehn:
„Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehn!“
15 Da sprach ein dicker Bube: „Ach,
heut’ ist ja Mittwoch nachmittag!“
Der ganze Chor fiel jubelnd ein:
„Der Alte Fritz will König sein
und weiß nicht mal zu dieser Frist,
20 daß Mittwochs keine Schule ist!"
Karl Fröhlich. (Gekürzt.)
186. Nur ein Schafhirt.
1. (£s war am 12. Oktober 1806. Eine preußische Armee unter dem
Fürsten Hohenlohe, etwa 40 000 Mann stark, befand sich rechts von der
Straße, die von Jena nach Weimar führt. Ihre Vorposten standen auf
dem Landgrafenberge, einer steilen Anhöhe, die zwischen jenen Truppen
und der Stadt Jena lag. Uber ihn führte der einzige Weg, um sie von
vorn anzugreifen. Schon wurden die Vorbereitungen zu der großen
Schlacht getroffen, die in zwei Tagen geschlagen werden sollte. Alle
Dörfer ringsum waren bereits von den Feinden geplündert, und viele
ihrer Einwohner hatten sich mit einem Teile ihrer Habe und ihres Viehes
auf die bewaldeten Höhen jenseit der Saale geflüchtet.
An einem Bergabhange des linken Saalettfers stand am Nachmittage
dieses Tages ein Mann, der den Kopf auf einen langen Stab gestützt
hatte und so in das Tal hinabschaute, in dem ein buntes, wirres Leben
herrschte und Soldaten, Pferde und Wagen durcheinander drängten. Die
Kleidung des Mannes sowie seine ganze Erscheinung zeigten auf den
ersten Blick, daß er ein Schafhirt war. Nur zuweilen warf er einen Blick
auf seine vier oder fünf Schafe, und dann zuckte um seinen Mund ein
trauriges Lächeln. Noch vor kurzer Zeit hatte er hier für seinen Herrn
eine zahlreiche Herde geweidet. Diese wenigen Tiere waren alles, was
ihm davon übriggeblieben war. In dem Dorfe unten im Tale besaß der
Schäfer ein Haus. Die Franzosen hatten sich darhr einquartiert und ihn
daraus vertrieben. Alle Vorräte, die er für seine Familie und seine Tiere
zum Winter gesammelt hatte, waren ihm genommen worden. Seine
Hände ballten sich unwillkürlich in stillem Zorne, und er stieß den Hirtenstab
unwillig auf die Erde, wenn er des Übermutes und der Grausamkeit der
Franzosen gedachte.
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Extrahierte Personennamen: Fritz Karl_Fröhlich Karl
361
Hose, auf dem braunen, magern Pferde. Er hatte keine Waffe in
der Hand. Gemütlich hielt er mit der Rechten die kleine, tönerne
Tabakspfeife, gewaltig dampfend — für mich das Entsetzlichste;
denn Tabak auf der Stratze zu rauchen, hatte ich immer für etwas
Unmögliches gehalten. Ein langer Säbel hing an der linken Seite
bis beinahe auf das Pflaster, während auf der rechten ein Karabiner
steckte. Das jugendlich magere, sonnenverbrannte Gesicht, mit einem
feinen, schwarzen Schnurrbart verziert, richtete er nach uns, die wir
als die einzigen sichtbar waren, nickte lächelnd empor und fragte:
„Wo ist der Preutz?" Die Mutter antwortete ihm in gutem Fran-
zösisch, datz schon lange kein preußischer Soldat mehr in Berlin sei.
Er lachte überlaut und fragte wieder, diesmal auf französisch: „Ma-
dame, wo ist das Rathaus?" Das war freilich von der Friedrich-
und Krausenstratzenecke sehr weit entfernt, und der Mutter ward
bange, er werde sie auffordern, ihm einen Wegweiser zu schaffen.
Die Magd war, Gott weiß wo. Jeder, den man gerufen hätte, würde
sich höflichst für diesen Dienst bedankt haben. Indes der Mann war
so freundlich, datz ihm in weitläufigen Worten Bescheid erteilt werden
konnte.
Während der Unterhaltung hörten wir Trompeten in der Leip-
ziger Stratze schmettern. Ach, es war der erste Siegesruf des Feindes,
den ich hörte, den ich Hatzte. Bittere Tränen stürzten mir über die
Wangen. Der Chasseur aber fluchte: „Donnerwetter, sie sind schon
da!" gab dem Pferde die Sporen und jagte pfeilschnell fort. Tief-
atmend blickten wir ihm nach, wie er sich in den Straßen verlor.
Zugleich aber zog in der Leipziger Stratze ein prächtiges Regiment
roter Husaren vorbei, den schmetternden Trompeten nach; später
folgte ihm ein Trupp Offiziere in glänzendem Schmuck. Der Ein-
zug der ersten Franzosen war erfolgt.
3. Eines Tages wirbelten die Trommeln frühmorgens den
Generalmarsch. Das Korps des Marschalls Davoust zog vor das
Hallesche Tor, um von dem Kaiser gemustert zu werden. Die langen
Reihen standen aufmarschiert und harrten ihres Kaisers, der gegen
Mittag erschien. Er kam im Schritt durch das Hallesche Tor geritten
auf einem etwas magern Schimmel, der aber, wie wir später sahen,
vortrefflich laufen konnte. Er war in seinem bekannten grünen
Anzuge, der eben nicht wie angegossen patzte. Dies war auch nicht
das Merkwürdigste, wohl aber das ausdrucksvolle und doch so kalte
Gesicht. Sein Teint war gelblich, beinahe ledern. Aber wenn er
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
369
192. Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig.
1. Trüb und traurig sah es aus bei der Windmühle auf dem Tonberge.
Man hatte dem Kaiser einen hölzernen Schemel gebracht, auf dem er,
rittlings sitzend, die Arme über der Lehne gefaltet, den Kopf überhängend,
bald in tiefen Schlaf versank: so groß war seine Erschöpfung. Die
Generale standen stumm und düster um das Feuer. Die zurückkehrenden
Truppen wogten und lärmten in einiger Entfernung vorüber. Nach einer
Viertelstunde erwachte Napoleon uttb warf einen großen, verwunderten
Blick im Kreise umher, als wollte er fragen: „Also auch ihr meint, daß sich
mein Stern dem Untergange zuneige?" Doch faßte er sich schnell und
erteilte mit gewohnter Kälte weitere Befehle.
2. Nachdem er sich morgens von dem Könige von Sachsen verab-
schiedet hatte, stieg er vor dessen Hause wieder zu Pferde und ritt an das
sächsische Gardebataillon heran, das in Parade aufgestellt war. Mit
angenounnener Gleichgültigkeit richtete er einige unbedeutende Fragen
an den Kommandeur: „Verlor Ihr Bataillon viele Leute? Durch Geschütz-
oder Gewehrfeuer?" und noch andre solche Fragen, auf die in vornehmer
Zerstreutheit die Antworten nicht abgewartet wurden. Dann ritt er
näher heran, erhob feierlich den rechten Arm, als ob er zu einem Schwur
auffordern wollte, und rief mit lauter Stimme: „Bewacht euernkönig gut!"
Das bei solchem Anlasse sonst nie fehlende: „Es lebe der Kaiser!" wurde
diesmal nicht vernommen.
3. Am unteren Ende des Marktes war ein badisches Bataillon auf-
gestellt. Die Leute blieben mit Gewehr bei Fuß stehen, als der Kaiser
vorüberritt, ohne sie eines Grußes zu würdigen. Sein grauer Überrock
war beschmutzt, die Stiefel waren mit Kot bespritzt, am kleinen, dreieckigen
Hute hingen die Krempen herab; das Gesicht war ungewaschen, über-
nächtig. Es war nicht der scharfe, durchdringende Adlerblick, der sonst
aus seinen Augen schoß und wie ein Blitzstrahl traf. Doch auch von finsterm
Ernst, von Zorn und Unruhe keine Spur. Eine unbegreifliche Nutze lag
auf seinem Antlitz. Verhöhnend riefen die Soldaten ihm nach: „Schau,
schau, itzt muescht du auch auschkratze! Glück auf de Rais!" Napoleon
verlangte von einem Offizier, er solle ihm sagen, was diese Truppen ihm
zuriefen. Der höfische Dolmetscher entgegnete: „Ehrenbezeugungen und
Glückwünsche für Eure Majestät!" Der Kaiser schüttelte zweifelnd den
Kopf und unterließ es, sich dafür zu bedanken. Zwei Leipziger Bürger
standen mitsammen an einem Fenster und sahen den geschlagenen Zwing-
herrn dahinreiten. „O Gott," rief der eine und fiel dem andern um den
Hals, „wäre dies doch das letztemal, daß wir ihn sehen!"
A. Cl. Scheiblhuber. (Deutsche Geschichte.)
Heider und Nohl, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen, tl. Teil. 24
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ernst Napoleon Heider
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2. Und nun geht es den mehr als 600 km langen Weg von Ems nach
Berlin, den der Schnellzug in kaum einem Tage zurücklegt. Schweigsam
lehnt der König in dem Armstuhl seines Salonwagens, selten schweift
sein Blick hinaus auf die reichgesegneten Fluren seines Landes. Gar
manche Sorge lagert noch auf feinern Haupte. — Wie werden die Hessen,
wie wird Hannover die neue Wendung der Dinge aufnehmen? Wird
Süddeutschland fest und unerschütterlich zu uns stehen?
Da fährt der Zug in einen großen Bahnhof, es ist Kassel. Der Bahn-
steig ist von Menschen überfüllt; nicht nur die obersten Spitzen der bürger-
lichen und militärischen Behörden — Tausende von Bürgern aller Stände,
aller Parteien geleiten den Oberbürgermeister, um die von ihm über-
reichte Ergebenheitsadresse mit herzlicher Zustimmung zu begleiten. Und
niemand weicht von dem Bahnsteige, bis der König mit seinem Gefolge
im Wartesaal sein Mittagsmahl beendet hat. Als er heraustritt und
wieder in den Wagen steigt, erneuern sich die jubelnden Hochrufe, das
Hüte- und Tücherschweuken. Mit solcher Begeisterung und Liebe
empfangen ihn die Hessen.
Tiefgerührt und bewegt winkt der Monarch wieder und wieder vom
Fenster seines Wagens dem Publikum seinen Dank zu, und dann geht es
rasch vorwärts.
Es ist eine denkwürdige Reise. Die Liebe und Begeisterung des
Volkes, das auf allen Stationen, ja oft weite Strecken längs der Bahn in
großen Scharen versammelt ist und dem Könige zuruft: „Auf nach Frank-
reich! Auf nach Paris! Hoch König Wilhelm!" scheinen ihn mehr zu
tragen als die Flügel des Dampfes, die den Zug dahintreiben.
3. Der Empfang der Hannoveraner in Göttingen, der Braunschweiger
in Börssum tut ihm ganz besonders wohl; er weiß jetzt, daß nur ein
Sinn in Norddeutschland herrscht, und er zweifelt nicht mehr, daß ihn aucf)
der Süden teilen werde. Und ist noch ein Rest von Sorge in seinem Herzen,
jetzt weicht er, als es nach Brandenburg hineingeht. Sein ernstes Gesicht
heitert sich auf, als er seinen Sohn, den Kronprinzen, erblickt, und
als gleich dahinter Bismarck, Moltke und Noon erscheinen; in ihrer
Begleitung legt er den letzten Teil seiner Reise zurück.
4. Die Ankunft in der Hauptstadt.
1. Der blumen- und girlandenbekränzte Potsdamer Bahnhof emp-
fängt den Zug in Berlin. Der Bahnsteig ist überfüllt — ein donnerndes
Hurra, untermischt mit dem Rufe: „Nieder mit Frankreich!" ertönt.
Der König steigt aus seinem Salonwagen, reicht dem greisen Wrangel
seine Hand und schreitet dann langsam, die Hände links und rechts reichend,
nach allen Seiten freundlich grüßend und von den Damen Blumensträuße
entgegennehmend, ins Wartezimmer.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Hessen Hannover Kassel Hessen Frank- Paris Göttingen Börssum Norddeutschland Brandenburg Potsdamer_Bahnhof Berlin Frankreich